Sicherheitsforschung
Thematischer Zugang und Selbstverständnis
Die Sicherheitsforschung der AGSKK ist geprägt von einem umfassenden, interdisziplinären Professionsverständnis. Sie versteht Sicherheit nicht ausschließlich als physische Unversehrtheit oder staatliche Gefahrenabwehr, sondern als dynamisches Zusammenspiel sozialer, technologischer, rechtlicher und kultureller Faktoren. Ziel unserer Arbeit ist es, gesamtgesellschaftliche Resilienz zu stärken und strategische Antworten auf komplexe, oft miteinander verflochtene Bedrohungslagen zu entwickeln.
Wir analysieren die Auswirkungen von Disruptionen auf Gesellschaft und staatliche Institutionen: etwa durch Naturkatastrophen, politische Krisen, technologische Entwicklungen oder hybride Bedrohungen. Dabei interessieren uns sowohl institutionelle Reaktionsmuster als auch zivilgesellschaftliche Selbstschutz- und Solidaritätsmechanismen. Unser Sicherheitsbegriff ist normativ fundiert, aber offen für kritische Reflexion: Wir fragen danach, was Sicherheit für wen bedeutet, wer sie wie herstellt – und unter welchen Bedingungen dies legitim ist.
Zentrale Themen der AGSKK-Sicherheitsforschung umfassen:
- Zivilschutz und Katastrophenvorsorge
- Cybersicherheit und digitale Resilienz
- Frühwarnsysteme und strategische Risikoabschätzung
- Öffentliche Sicherheitswahrnehmung und -kommunikation
- Schutz kritischer Infrastrukturen
- Interorganisationale Kooperation und Multi-Level-Governance in der Sicherheitsproduktion
Methodische Zugänge
Unsere methodische Herangehensweise zeichnet sich durch eine systematische Verbindung quantitativer, qualitativer und partizipativer Forschungszugänge aus. Zu unseren Standardverfahren zählen:
- Auswertung amtlicher Statistiken (z. B. Polizei-, Justiz-, Gesundheits- und Bevölkerungsdaten)
- Quantitative Befragungen in Bevölkerung, Verwaltung und Einsatzorganisationen (online/offline)
- Qualitative Interviews, Gruppendiskussionen und Fallanalysen
- Biografieforschung zu sicherheitsrelevantem Erfahrungswissen
- Szenarienentwicklung und Open Source Intelligence (OSINT) zur Risikoanalyse
- Delphi-Verfahren mit Fachexpertinnen und -experten zur Einschätzung zukünftiger Entwicklungen
- Post-mortem-Ereignisuntersuchungen nach sicherheitsrelevanten Lagen
Darüber hinaus integrieren wir partizipative Forschungsdesigns, um Akteurswissen in sicherheitsrelevanten Kontexten sichtbar zu machen – insbesondere in sozialräumlichen Konstellationen, in denen klassische Behördenstrukturen an ihre Grenzen stoßen.
Leistungen und Anwendungsfelder
Die sicherheitswissenschaftlichen Angebote der AGSKK richten sich an Behörden aller föderalen Ebenen, NGOs, sicherheitsnahe Unternehmen sowie an Entscheidungstragende in Politik und Verwaltung. Wir bieten:
- Quantitative sowie qualitative Datenerhebung und Datenauswertung
- Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Sicherheits-, Krisen- und Notfallmanagementsystemen
- Szenarienbasierte Risikoanalysen und Frühwarnmodelle
- Entwicklung indikatorengestützter Monitoring-Systeme
- Moderation intersektoraler Dialogformate zur Sicherheitskooperation
- Wirksamkeits- und Akzeptanzanalysen von Sicherheitsstrategien
- Fachberatung zu normativen, ethischen und gesellschaftlichen Implikationen von Sicherheitsmaßnahmen
Unsere Stärke liegt in der Verbindung wissenschaftlicher Strenge mit pragmatischer Umsetzbarkeit – stets mit dem Anspruch, gesellschaftlich verantwortbare und institutionell tragfähige Sicherheitslösungen zu erarbeiten.
Projekte und öffentliche Resonanz
Exemplarisch für unseren Ansatz steht das EU-Projekt GEMS (gefördert als Teil von Horizon Europe, 2023-2026), das sich unter Beteiligung mehrerer europäischer Forschungs- und Sicherheitsinstitutionen mit Formen von Radikalisierung in den weiten Sphären der Online-Spielewelt beschäftigt. Unsere Mission ist es, die Rekrutierung von Extremisten auf Kommunikationsplattformen innerhalb des Gaming-Ökosystems zu verhindern. Dabei sprechen wir vielfältige Zielgruppen und eine technische Infrastruktur an, die breit gefächert ist und alles von Computer-, Handy- und Konsolenspielen bis hin zu Streaming-Plattformen und Sozialen Medien umfasst (zur Projektseite).
Ebenso von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon Europe gefördert wird das Projekt TRUSTEE (2025-2028), in dem die AGSKK an der Entwicklung evidenzbasierter Zukunftsszenarien für einen emissionsfreien Schiffsverkehr mitarbeitet. Das Vorhaben soll einen Rahmen entwickeln, um die ökologischen, sozialen und finanziellen Aspekte des emissionsfreien Schiffsverkehrs zu bewerten und Hindernisse für deren Einführung zu ermitteln. Dadurch streben wir klare Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung des emissionsfreien Schiffsverkehrs an (mehr Informationen).
Im Projekt OWEMBA entwickelt und unterrichtet Prof. Dr. Dominic Kudlacek, Geschäftsführer der AGSKK, für die Hochschule Bremerhaven als Mitglied des Study Boards angehende Führungskräfte und Manager in einem MBA-Studiengang zu Sicherheitsfragen in der Offshore-Winderzeugungs-Industrie. Für die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ist er als Mitglied im Beirat zur Anerkennung von Lehrgängen zur Ausbildung von Fachkräften für Arbeitssicherheit (SiFa) aktiv.
Prof. Kudlacek war in den vergangenen Jahren zudem medial mehrfach zu aktuellen Themen der Sicherheitsforschung gefragt. Seine Impulse zur Reform des Zivilschutzes (NDR „45 Min“, 2023) sowie zur Notwendigkeit resilienter Sicherheitsarchitekturen im digitalen Zeitalter (NDR Info Podcast, 2024) spiegeln das Selbstverständnis der AGSKK als forschende, beratende und öffentlich positionierte Institution.